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NABU Ortsgruppe Hessigheim | 10.09.2024 – 22.09.2024
Wenn die Federn fallen
Der Spätsommer ist Mauserzeit bei Vögeln
Im Spätsommer, wenn es Nahrung im Überfluss geben sollte, erneuern die Vögel bei uns ihr Federkleid. Dann gibt es auf dem Waldboden oder im Garten spannende Funde, doch eine Sammlung darf man aus Artenschutzgründen ohne Genehmigung nicht anlegen.
Wer im Spätsommer offenen Auges durch die Natur streift, entdeckt nun vermehrt Federn auf dem Boden. Dabei findet man schlichte graue, aber auch hübsch braun gestreifte oder gar welche mit leuchtend-changierenden Schmuckfarben. Die losen Federn sind nicht etwa Resultate erfolgreicher Jagdversuche von Marder, Habicht oder Katze. Sie zeigen die Mauser vieler unserer Vögel an. Dabei erneuern die Tiere ihr Federkleid. Gänse und Enten werden in dieser Zeit sogar komplett flugunfähig.
Jetzt findet man die tollsten Federn beim Spaziergang. Highlights sind natürlich immer große Schwung- und Stoßfedern. Mehr als die Länge eines Lineals können Flügelfedern der Greife und Eulen erreichen. Amseln, deren erwachsene Vögel alle im August mausern, kommen dagegen nur auf rund 10 Zentimeter lange Schwungfedern.
Schwung- und Stoßfedern unterscheiden sich
Dabei sind diese auffälligen Federn asymmetrisch, eine Fahne ist deutlich breiter als die andere. Das hat mit der Aerodynamik zu tun, die kurze Fahne zeigt immer in Flugrichtung, dahin, wo der Wind herkommt. Ist die Seite rechts vom Kiel länger, stammt auch die Feder von der rechten Schwinge. Liegt der stabile Federkiel dagegen in der Mitte, habe man meist eine Schwanzfeder des Vogels vor sich.
Das bestimmen einer Vogelart anhand von Federn ist etwas für echte Spezialisten, aber einige Arten sind auch für Anfänger sehr einfach zu erkennen. Am bekanntesten dürften die mit leuchtend azurblauem Muster geschmückten Eichelhäher-Schwungfedern sein. Auch Federn von Spechten haben ein charakteristisches Muster: Fast kreisrunde weiße Flecken auf schwarzem Grund weisen auf Buntspecht und seine Verwandtschaft hin.
Wer eine gut fingerlange, grauweiße Feder findet, kann behaupten, dass sie einer Taube gehöre. Bei braun-gestreiften Federn sollte man auf Bussard tippen, so behält man in gut 80 Prozent der Fälle recht. Wer tiefer einsteigen will, kommt um Spezialliteratur nicht herum. Eine eigene Federsammlung ist dagegen ohne Ausnahmegenehmigung schlicht verboten, selbst eine wahrlich häufige Amselfeder muss im Wald verbleiben.
Nur angucken, nicht sammeln
Grund dafür sind Sammeleifer und Gier der Menschen. Es gibt eine regelrechte Sammlerszene und einen Schwarzmarkt vor allem für seltene Federn. Und da jeder Sammler behaupten kann, die Feder stamme aus dem Wald oder von einem Totfund, ist das Sammeln generell verboten. Einzelne Federn können hunderte Euro wert sein, so steigt die Gefahr, dass Vögel ihrer Federn wegen getötet werden. 1899 waren die exotischen Federn in der Hutmode einer der Gründe für Lina Hähnle, den NABU als Vogelschutzbund zu gründen.
In der Mauser brauchen Vögel vor allem Ruhe und Futter. Enten und Gänse werden über Wochen flugunfähig und auch wenn die Singvögel wenigstens noch einige Meter wegflattern können, ist die Mauser ein Kraftakt. Das Federkleid macht rund 40 Prozent der Trockenmasse eines Vogels aus, das zu erneuern kostet enorme Mengen an Energie. Deshalb liegt die Mauser in der an Nahrung eigentlich reichsten Zeit des Jahres.