NABU Ortsgruppe Hessigheim | 15.02.2025
Kobold im Abseits - Der Steinkauz braucht unsere Hilfe
Wir sind mit ihm kulturell eng verbunden, seine schwefelgelben Augen wirken streng, sein Verhalten ist koboldhaft - die Rede ist von unserem Steinkauz. Die kleine Eule ist selten geworden, in vielen Bundesländern steht sie auf der Roten Liste und ist vielerorts sogar vom Aussterben bedroht.
Ein Streuobst-Liebhaber
Die Lebensraumzerstörung drängt den ausgesprochen interessanten Vogel immer mehr ins Abseits. Bevor die Art zu uns siedelte, bewohnte sie Steppen und Halbwüsten. Sie liebt offene Flächen mit tiefem Bewuchs, typischerweise extensiv genutzte Wiesen, unsere charakteristische ursprüngliche Kulturlandschaft. Brutplätze fanden die Vögel in hohlen Kopfweiden und alten Obstbäumen. Das klassische Brutbiotop sind so die alten Streuobstweiden. In England wurde der kleine Kauz übrigens erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit großem Erfolg angesiedelt.
Totenvogel und Glücksbringer
Kaum eine Eule ist in der Kulturgeschichte so tief verwurzelt wie der Steinkauz. Bei uns wurde er lange als Totenvogel verfolgt, so nagelte man ihn mancherorts an die Scheunentore, um Blitz und Feuer abzuwehren. Die alten Griechen jedoch adelten ihn schon weit vor Christi Geburt zum Wappenvogel der Glücksgöttin Pallas Athene. Der Vogel ziert die altgriechische Drachme und die heutige griechische Euromünze. Linné, der bekannte schwedische Naturforscher, systematisierte 1758 die Vogelwelt und gab dem Käuzchen mit seiner griechischen Vergangenheit den passenden Namen Athene noctua, Athene der Nacht.
Der kaum 200 Gramm schwere Vogel ist in der Regel sehr standorttreu, die Jagdreviere sind klein, nur ungefähr 50 bis 100 Hektar groß. Sie sind geschlechts-monomorph, Männchen und Weibchen unterscheiden sich am Gefieder also nicht. Es kommen jedoch verschiedene Farbvarianten vor, so besitzen einige Exemplare fast schwarze Gesichtsschleier, während die meisten Vögel ihre schwefelgelben Augen in helle Federn einbetten.
Der Kauz ist nicht selten am Tag aktiv, so dass wir ihn sogar mancherorts beim Beutefang beobachten können, dies insbesondere, wenn er für seinen Nachwuchs sorgen muss. Der Ansitzjäger benötigt täglich etwa ein Drittel seines Körpergewichtes an Nahrung. Sie besteht aus kleinen Wirbeltieren und Insekten. Während der Jungenaufzucht machen Regenwürmer mit bis zu 80 Prozent den Löwenanteil der Nahrung aus.
Leben in Dauerehe
Steinkäuze sind wie viele Eulen monogam, sie leben in "Dauerehe" zusammen, so trifft man auch außerhalb der Brutsaison nicht selten die zusammengehörigen Paare. Die Balzzeit beginnt schon im zeitigen Frühjahr. Die charakteristischen Revierrufe der Männchen werden zur Bestandaufnahme genutzt. Hier kann es nützlich sein, die Reaktionen der Singvögel genau zu interpretieren. Beginnen sie zu hassen, ist der Steinkauz meist nicht weit; auch wenn dieser den imitierten Balzruf nicht selten ignoriert.
Mitte April bis Mitte Mai werden drei bis sieben Eier gelegt, die allein vom Weibchen etwa einen Monat bebrütet werden. Interessant ist, dass der Steinkauz erst nach der letzten Eiablage mit dem Brüten beginnt, im Gegensatz zu den meisten übrigen Eulen. Dadurch können die Jungeulen alle gleichzeitig nach einem Monat die Bruthöhle verlassen. Sie werden dann noch weitere sechs Wochen von beiden Altvögeln mit Beute versorgt. In seltenen Fällen kommen Zweitbruten im selben Jahr vor.
Hohe Jugend-Sterblichkeit
Die Sterblichkeit unter den Jungvögeln ist im ersten Jahr mit 70 Prozent besonders hoch. Die größten Verluste werden durch Beutegreifer wie Hauskatzen und Marder verursacht; darüber hinaus fallen viele Jungkäuze Greifvögeln zum Opfer.
Die vielerorts angebotenen Bruthöhlen können, an geeigneten Plätzen installiert, die Verluste durch Katzen und Marder deutlich reduzieren. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der globale Bestandsrückgang ausschließlich Folge von Lebensraumveränderungen ist. Ist der Bestand in einer Region erloschen, so dauert es oft Jahrzehnte, bis sich dieser erholt, da die Käuze nur eine geringe Wanderungstendenz zeigen.
Zum Schutz des Steinkauzes muss der langfristige Erhalt sowie die Neuanpflanzung von Streuobstwiesen gefördert werden. Pestizidanwendungen sollten in Steinkauzrevieren unbedingt unterbleiben. Der Erhalt von alten Schuppen und Scheunen bietet Brutraum, das Installieren von Steinkauzröhren muss gefördert werden. Jeder noch so kleine Beitrag kann helfen, diesen Sympathieträger der Nachwelt zu erhalten.