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NABU Ortsgruppe Hessigheim

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NABU Ortsgruppe Hessigheim | 27.03.2025

Ökosystem zu Hause (3)

Wie die Made im Speck

Dem Jagdeifer der achtbeinigen Räuber sind fast alle heimlichen Untermieter in Haus und Wohnung schutzlos ausgeliefert. Doch es gibt eine Ausnahme: die Speckkäfer beziehungsweise ihre Larven. Unter den Sammelbegriff fallen mehrere Arten etwa drei bis fünf Millimeter großer Käfer, die als Kulturfolger in der Nähe menschlicher Siedlungen leben. Die aus wärmeren Regionen eingeschleppten Arten können in hiesigen Breiten nur in Gebäuden überleben. Zwar können sich die ausgewachsenen Tiere nicht wehren und sind potenzielle Opfer von Spinnen. Speckkäferlarven können sich jedoch gut verteidigen. Sie sind am Hinterleib mit Pfeilhaaren bewaffnet, mit denen sie sich auch gegen eine angreifende Spinne verteidigen können. Bei empfindlichen Menschen können die Pfeilhaare Hautreizungen auslösen. Auch sonst ärgern die äußerst lichtscheuen Larven, die sich in den Fugen zwischen Estrich und Wand verborgen halten, den Menschen, denn neben Hunde- oder Katzenhaaren fressen sie unter anderem auch Textilien, Schafwollpullover, Trockenfisch, Trockenfleisch und Getreideprodukte.

Ähnlich verhalten sich bestimmte Mottenarten. Zwar sind die meisten der zu den Schmetterlingen zählenden Tiere harmlos und als Blütenbestäuber sogar äußerst nützlich, doch das gilt nicht für Kleider- und Lebensmittelmotten. Kleidermotten, die in ihrer ursprünglichen Heimat Afrika Vogelnester besiedeln, werden oft mittels befallener Textilien in Haus und Wohnung eingeschleppt. Die bis zu zehn Millimeter großen, hellgelb glänzenden Falter legen ihre Eier auf Fellen, Pelzen und Wolltextilien ab, denn ihre Larven ernähren sich vom Keratin in den Tierhaaren.

Kleidermotten fliegen von Mai bis September. Die Falter fressen nicht. Schäden richten ausschließlich die Larven an. Während weibliche Tiere sich nahe beim Gelege aufhalten, haben Männchen einen größeren Aktionsradius von bis zu 20 Metern. Legt man befallene Kleidung an frostigen Tagen nach draußen oder im Sommer in die pralle Sonne, ist der Spuk schnell vorbei.

Die ebenfalls kälteempfindlichen Dörrobstmotten bevorzugen für die Eiablage dagegen Lebensmittel. Meist gelangen sie über eingekaufte Ware in den Haushalt. Die bis zu zehn Millimeter großen Tiere, deren Flügel im vorderen Drittel hellgrau bis ockergelb, hinten rotbraun gefärbt sind, legen ihre Eier einzeln oder zu mehreren direkt in den Nahrungsmítteln oder auf deren Verpackung ab. Die geschlüpften Raupen fressen, verspinnen und verschmutzen unter anderem Tee, Kaffee, Nüsse, Nudeln, Gewürze, Dörrobst, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte. In den Vorräten verbringen sie auch den Winter. Gängige Vorratsdosen bieten keinen ausreichenden Schutz,

Nachdem sich die Raupen mehrfach gehäutet haben, verpuppen sie sich außerhalb der Lebensmittelvorräte, beispielsweise im Vorratsschrank in den Bohrungen für Regalträger. Aber auch am Übergang von Wand zu Decke. Dort werden sie allerdings oft von Zitterspinnen erbeutet. Lebensmittel sollten deshalb in Schraubgläsern mit Deckeldichtung gelagert werden. Dann sind sie vor Insekten sicher.

Besucher sind unvermeidlich

Taufliegen werden von faulendem Obst angezogen, in das sie ihre Eier ablegen. Ähnlich Stubenfliegen, die von sich zersetzenden organischen Stoffen im Müll in die Wohnung gelockt werden und dort ihre Eier ablegen. Hygienischer Umgang mit Obst und Müll hält beide Fliegenarten zuverlässig fern.

Während die ständigen Mitbewohner im Haushalt meist im Verborgenen leben, fallen Zufallsgäste wie Wanzen, Marienkäfer und Schmetterlinge schnell auf. Vor allem im Herbst geraten diese Tiere auf der Suche nach einem Platz zum Überwintern in die Wohnung. Hilft man ihnen nicht rechtzeitig nach draußen, endet das meist tödlich. In beheizten Räumen erwachen sie irgendwann aus der Winterstarre, verbrauchen ihre Energie und verhungern.

Auf systematisches Bekämpfung der heimlichen Mitbewohner sollte man möglichst verzichten. Aufmerksamkeit und Prävention sind oft besser als der Einsatz chemischer Mittel. Lässt man zudem Spinnen überall dort gewähren, wo sie nicht stören, bleibt das häusliche Ökosystem in der Balance. Häuser, in denen weder Insekten noch Spinnen leben, sind auch für den Menschen kein geeigneter Lebensraum.

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